Amazonas
Bolivien

Amazonas in Bolivien?
Den Amazonas assoziiert man zu allererst mit Brasilien, aber tatsächlich zieht sich das Einflussgebiet über sechs Millionen Quadratkilometer und neun südamerikanische Staaten – darunter Ecuador, Peru und eben auch Bolivien. Das mag viele überraschen, denkt man doch bei Bolivien eher an einen hoch gelegenen Andenstaat, mit dem höchsten Regierungssitz der Welt und einem eher kühlen Klima. Aber: Etwa 60 Prozent der Fläche Boliviens gehört zum Amazonasbecken. Innerhalb weniger Stunden kann man von den Hochanden auf 4700 Metern Höhe in den Amazonas auf 100 Meter Höhe ins tropische Klima fahren.
Und das sollte man auch tun, denn an kaum einem anderen Ort ist es vergleichsweise so einfach und günstig, Touren in den Amazonas zu machen. Angeboten werden in Bolivien zwei verschiedene Arten: ein mal durch den Madidi Nationalpark und ein mal durch die Pampa. Wir haben eine 3-tägige Pampastour gemacht und stellen dir in diesem Beitrag alle wichtigen Infos dazu zusammen.
Mitten in der Pampa





Rurrenabaque - Das Tor zum Amazonas


Als Ausgangsort für Touren in die Pampa und in den Madidi Nationalpark dient der kleine Ort Rurrenabaque, genannt Rurre. Der Ort liegt am Wasser, ist umgeben von einigen kleineren begrünten Bergen und hat einen super entspannten Vibe. Auch wenn es viele Touristenbüros, Hostels und Restaurants gibt, konnte sich Rurre bislang einen authentischen Charakter bewahren. Weil wir uns sehr wohl gefühlt haben, haben wir gleich noch einen Tag mehr hier verbracht. Touren in dem Amazonas kannst du übrigens bereits in La Paz buchen, aber auch direkt in Rurre. Es ist kein Problem, spontan zu buchen und im Zweifel bekommst du so noch einen besseren Preis, denn die Veranstalter wollen in der Regel, dass eine gewisse Anzahl an Leuten zusammen kommt (mindestens drei oder vier), damit sich die Touren auch lohnen. ATM’s gibt es direkt in Rurrenabaque.
How to get there
Von La Paz aus fahren täglich mehrere Nachtbusse nach Rurre. Die Fahrt dauert circa 13 Stunden und kostet je nach Anbieter und Art des Busses circa zwischen 80 und 120 Bs (11 bis 17€). Bei den Bussen kannst du zwischen Cama und Semi-Cama entscheiden, wobei nicht jeden Tag beides angeboten wird. Cama bedeutet, dass die Sitze 160 Grad nach hinten verstellt werden können, bei Semi-Cama sind es 140 Grad. Cama Busse sind in der Regel also etwas bequemer, dafür aber auch teurer. Wir sind mit Flota Yunguena gefahren und haben für einen Cama Bus 120 Bs (17€) bezahlt. Die Busse sind recht bequem und wir können die Busgesellschaft insgesamt weiterempfehlen.
Die Strecke führt zum Großteil über Schotterpiste und das oftmals an sehr steilen Abhängen entlang – da ist man eigentlich ganz froh, wenn man das im Dunkeln nicht ganz so genau sieht. Aufpassen musst du wegen des Abfahrtsortes in La Paz: Die Busse nach Rurre fahren nicht am großen Busterminal ab, sondern am Terminal Villa Fatima, etwas weiter außerhalb der Stadt. Am besten fährst du mit dem Taxi dorthin, um dein Ticket direkt vor Ort zu buchen. Andernfalls kannst du es auch über eine Agentur im Zentrum von La Paz buchen lassen. Online ist es leider nicht möglich.



Und noch ein Tipp, falls du die Mountainbike Tour auf der Death Road machst und planst, danach in den Amazonas zu fahren: Der Endpunkt der Death Road Tour liegt in Richtung Amazonas und auf dem Weg, den der Nachtbus entlang fährt. Du musst also nach der Tour nicht zurück nach La Paz fahren, sondern kannst dich in dem kleinen Örtchen Yolosita absetzen lassen. Dort kommt der Nachtbus aus La Paz circa drei Stunden nach seiner Abfahrt an und sammelt dich ein. So kannst du dir einige Stunden Fahrzeit sparen. Du solltest allerdings Geduld mitbringen, denn Pünktlichkeit und Bolivien vertragen sich nicht so gut und so kann es gut sein, dass du ein paar Stündchen in Yolosita warten musst.
Alternativ zu den Busverbindungen kann man die Strecke ab La Paz nach Rurre auch fliegen. Das ist natürlich deutlich teurer, dauert aber auch nur 40 Minuten und du sparst dir eine lange und holprige Busfahrt. Gebucht werden können die Flugtickets in Touristenbüros in La Paz.
Der Blog als Vlog
Alles Infos und Highlights aus diesem Blogbeitrag findest du auch auf YouTube in unserem Vlog!
3 Tage im Amazonas (Pampas Tour)
Die gängigste Tour durch die Pampas ist eine 3-Tages-Tour, bei der du zwei Nächte in einem Camp im Amazonas verbringst. Du hast also einen festen Ausgangsort, von dem aus verschiedene Ausflüge gemacht werden. Ein Tagesrucksack reicht im Prinzip, aber man kann auch sein gesamtes Gepäck mitnehmen. Mit inbegriffen in der Tour sind der Transfer, alle Aktivitäten vor Ort, die Unterkunft, drei Mahlzeiten am Tag und ein englischsprachiger Guide. Unserer Erfahrung nach ist es klug, die Touren nicht vorab online zu buchen, sondern in La Paz oder am besten direkt in Rurre und wie immer gilt: verhandeln! Wir haben unsere Tour bei Fluvial Tours direkt in Rurre gebucht und für ein Zimmer mit eigenem Bad 800 Bs (113€) pro Person gezahlt. Hinzu kommt noch ein Eintrittsgeld von 150 Bs (21€), das man am ersten Tag zahlt.

Tag 1 - Anreise inmitten von Krokodilien


Bei uns war morgens um 9 Uhr Treffpunkt am Tourist Office von Fluvial Tours in Rurre. Losgefahren sind wir um 10 Uhr (Stichwort Pünktlichkeit…). Unsere Gruppe bestand aus sieben Personen, was so der Durchschnitt ist. Zunächst ging es dann mit dem vollgepackten Minivan über eine ziemlich holprige und staubige Straße nach Santa Rosa de Yacuma, wo wir nach circa 2,5 Stunden ankamen. Dort gab es Mittagessen und nach weiteren zehn Minuten im Minivan waren wir dann am Bootssteg angekommen. Hier wurden die 150 Bs (21€) Eintritt bezahlt, wir haben unseren Guide Jojo kennen gelernt und das Boot voll beladen. Und dann ging sie los: Die wohl größte Überraschung für uns der gesamten Tour.



Wir dachten, ja, das ist jetzt halt die Anfahrt in unser Camp. Aber es war tatsächlich eins der größten Highlights der Tour: Denn überall, und damit meinen wir wirklich überall, wo wir hinschauten, haben wir Krokodile und Kaimane gesehen! Links, rechts, am Ufer, im Wasser, gerade ins Wasser gehend oder aus dem Wasser kommend, kleine, große, schwarze, grüne: Es waren hunderte und das ist keine Übertreibung! Wir kamen aus dem Staunen (und Filmen und Fotografieren) gar nicht mehr raus. Jojo ist extra langsam gefahren, sodass wir die Tiere gut sehen konnten, wodurch die Fahrt über drei Stunden gedauert hat. Neben Krokodilen und Kaimanen bekamen wir auch gleich Schildkröten, Totenkopfäffchen, rosa Flussdelfine und jede Menge spannender Vögel zu Gesicht. Was für ein phänomenaler Start unserer Amazonas-Tour!
Nachdem wir Gepäck und Verpflegung im Camp entladen hatten, ging es auch gleich wieder zurück aufs Boot, den Fluss ein Stück weiter runter. Hier haben wir einen wunderschönen Sonnenuntergang gesehen, unser Guide Jojo hatte Popcorn dabei, man konnte Volleyball spielen und sich ein kühles Bier kaufen. Danach ging es im Dunkeln mit Taschen- und Stirnlampen bewaffnet zurück ins Camp. Die rot leuchtenden Augen der Kaimane und Krokodile und den tollen Sternenhimmel werden wir so schnell nicht vergessen – ein perfekter Abschluss unseres ersten Tags im Amazonas.
Unterkunft & Verpflegung im Amazonas
Entlang des Flusses Rio Yacuma hat jeder Anbieter seine eigene Ecolodge: Bei Fluvial Tours sind das einfache, aber absolut ausreichende Holzhütten. Wir hatten einen kleinen Holzbungalow mit Doppelbett, Moskitonetz und eigenem Bad. Es gibt fließendes Wasser und Duschen (die sind kalt, aber das ist bei den Temperaturen kein Problem) und jeweils drei Stunden am Tag, zwischen 19 und 22 Uhr, Strom. Internetempfang und Wlan gibt es nicht – aber man ist schließlich auch mitten in der Pampa. In einem Aufenthaltsraum kann man Billard spielen und was uns positiv überrascht hat, war das Essen: Es wurde viel, frisch und abwechslungsreich gekocht und auf Vegetarier Rücksicht genommen. Noch ein Tipp: Sei vorsichtig mit Snacks – bei uns sind Affen in die Bungalows gekommen und haben diese mitgehen lassen.







Tag 2 - Eine Mission in der Pampa
An Tag 2 standen gleich mehrere Missionen auf der Tagesordnung. Nach dem Frühstück gingen wir zunächst auf Anaconda-Suche. Anacondas gehören zu den größten Schlangen der Welt und bewohnen die Tropen Südamerikas. Sie können bis zu neun Meter lang und 250 kg schwer werden. Trotzdem hat man hier natürlich keine Garantie, die grün-braunen Riesenschlangen zu sehen, denn im hohen Gras sind die gut getarnt!
Los ging es wieder mit dem Boot über den Rio Yacuma bis zum Startpunkt unseres Jungle Walks. Im Gänsemarsch und mit Gummistiefeln ausgestattet wanderten wir eine Weile durch die Pampa, den Blick immer ins hohe Gras gerichtet, in der Hoffnung, eine Schlange zu erspähen. Und wir hatten Glück: Unser Guide Jojo entdeckte eine junge weibliche Anaconda im hohen Gras und holte sie für uns hervor, sodass wir sie alle gut betrachten und Fotos machen konnten. Was für ein Erlebnis, so ein Tier ein mal von ganz Nahem in frier Wildbahn sehen zu können!



Dann folgte leider etwas, das wir befürchtet hatten, aber eigentlich vermeiden wollten: Die Schlange wurde in der Gruppe rumgereicht und jedem, der es wollte, um den Hals oder auf den Kopf gelegt. Das war offensichtlich stressig für das Tier und wir haben uns daran nicht beteiligt. Die Pampas ist Naturschutzgebiet und eigentlich dürfen die Tiere nicht angefasst werden, aber wir verstehen auch, dass die Guides eben das machen, was der Gruppe gefällt. Wir hoffen, dass bei Reisenden dahingehend ein Umdenken stattfindet. Nichtsdestotrotz war es natürlich ein tolles Erlebnis.


Nach unserem schweißtreibenden Ausflug durch die Pampa, ging es zurück ins Camp, wo Duschen, Mittagessen und Ausruhen auf dem Programm standen, bevor es dann am späten Nachmittag wieder aufs Boot ging. Unsere zweite Mission des Tages stand an: Piranhas fischen! Jojo hatte einfache Angeln mit Köder vorbereitet und wir fuhren verschiedene Punkte ab, in der Hoffnung, ein paar Fische für das Abendessen angeln zu können. Die ersten Spots waren alle eher enttäuschend, aber schließlich biss doch noch der ein oder andere Fisch an.
Helen hat bei der Tour ihren ersten Fisch gefangen: Allerdings keinen Piranha, sondern einen kleinen Wels. Da wir kein Fleisch und keinen Fisch essen, haben wir den Kleinen wieder zurück ins Wasser gelassen, aber eine coole Erfahrung war es allemal. Danach wurden wir wieder mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt. Doch damit war der Tag noch nicht vorbei: Nach dem Abendessen hat unser Guide Jojo ein Lagerfeuer gemacht und uns mit viel Enthusiasmus selbstgeschriebene Lieder auf traditionellen bolivianischen Instrumenten vorgespielt.
Tag 3 - Sunrise, Delfine und Rückreise


An Tag 3 hieß es früh aufstehen. Um 6 Uhr weckte uns Jojo mit seiner fröhlichen Stimme: Das Wetter sehe gut aus, wir sollten uns schnell fertig machen, um den Sonnenaufgang sehen zu können. Also ging es wieder rauf aufs Boot und bereits die kurze Fahrt war absolut beeindruckend: Das erste Licht des Tages, noch bevor die Sonne aufging, der Himmel färbte sich langsam rosa und über den Fluss waberte Nebel – eine sehr mystische Stimmung. Und der Sonnenaufgang stand dem im nichts nach. Uns hat der Anblick an eine afrikanische Savanne erinnert mit dem Nebel, der Weite und den vereinzelten Bäumen in der Ferne. Dafür hatte sich das frühe Aufstehen auf jeden Fall gelohnt!



Zurück im Camp gab es Frühstück und wir packten unsere Sachen, bevor der letzte Programmpunkt unserer Amazonastour anstand: Schwimmen mit rosa Flussdelfinen. Das war jetzt nicht so, wie man sich das vielleicht bilderbuchmäßig vorstellt. Es waren zwar Delfine im Wasser, aber etwas weiter weg und wir konnten sie immer mal wieder kurz auftauchen sehen. Trotzdem war es ein einmaliges und auch ein bisschen aufregendes Erlebnis, in diesem braunen undurchsichtigen Wasser schwimmen zu gehen – waren wir doch noch am Vortrag genau an dieser Stelle Piranhas fischen gewesen und einige Krokodile und Kaimane waren ebenfalls in Sichtweite. Aber natürlich haben wir es alle sicher und unverletzt überstanden.
Nach dieser Erfrischung hieß es dann langsam Abschied nehmen vom Amazonas: Mit dem Boot ging es wieder zurück zur Anlegestelle in Santa Rosa de Yacuma und von dort aus mit dem Minivan zurück nach Rurre. Nach drei Tagen waren wir zurück in der Zivilisation und vor allem um so viele Eindrücke und Erfahrungen reicher, die wir sicher nicht mehr vergessen werden.
Fazit
In den drei Tagen im Amazonas haben wir hunderte Kaimane und Krokodile sowie Schildkröten, Affen, Capybaras und Vögel gesehen, eine Anaconda gefunden, waren mit rosa Flussdelfinen schwimmen, haben Piranhas und Welse geangelt, die schönsten Sonnenauf- und untergänge und beeindruckende Sternenhimmel gesehen, in Holzhütten inmitten von Brüllaffen geschlafen, drei Tage ohne Internet und so gut wie ohne Strom verbracht und tolle Leute kennen gelernt.

Deswegen also unsere klare Empfehlung: Wenn du noch nie im Amazonas warst und die Möglichkeit hast, dieses einzigartige Gebiet in Bolivien zu bereisen, dann solltest du diese Chance unbedingt nutzen! Die Anfahrt ist vergleichsweise einfach (zum Beispiel im Vergleich zu Iquitos in Peru) und vor allem sind die Touren günstig! Für nur 134 Euro haben wir im Rahmen unserer Pampastour drei Tage im Amazonas Boliviens verbracht und damit einen riesigen Bucketlist-Moment abhaken können.