Colca Canyon

Peru

2-Tages-Tour im Colca Canyon auf eigene Faust

Stell dir vor, du stehst am Rand des zweittiefsten Canyons der Welt, du blickst über 1000 Meter in die Tiefe, unter dir kreisen majestätische Andenkondore, in der Ferne siehst du schneebedeckte Berge, die Nacht verbringst du in einer Oase und siehst den heftigsten Sternenhimmel. Das alles kannst du im Colca Canyon in Peru erleben – und zwar ganz ohne Tour, sondern auf eigene Faust für wenig Geld.

Cabanaconde, der Ausgangsort für die Wanderung in den Colca Canyon, liegt 220 Kilometer nördlich von Arequipa. Vom höchsten Berggipfel nahe der Schlucht bis zum Fluss Rio Colca misst der Canyon 3269 Meter. Damit ist er doppelt so tief wie der Grand Canyon mit seinen 1800 Metern. Wir haben die Anreise aus Arequipa und unsere 2-Tages-Trekkingtour durch den Colca Canyon auf eigene Faust gemacht. In diesem Guide erfährst du, wie du am besten anreist, wo du übernachten kannst, welche Routen und Optionen es bei der Wanderung gibt und bekommst im besten Fall auch Lust, dich in dieses einmalige Abenteuer zu stürzen!

Anreise aus Arequipa

An sich ist die Anreise aus Arequipa nach Cabanaconde, dem Ausgangsort für die Wanderungen, mit den öffentlichen Bussen kein Problem. Allerdings ist es Stand Juni 2022 so, dass – aufgrund der Pandemie – statt dreien nur eine Busgesellschaft die Strecke direkt bedient. Unserer Erfahrung nach ist es auch etwas schwierig, verlässliche Auskünfte über die Abfahrtzeiten zu bekommen. Bei unserem Besuch fuhr die Busgesellschaft Andalucia um 13.30 Uhr und nachts um 1 und um 4 Uhr ab.

Abfahrtsort ist das Terminal Terrestre, circa zehn Autominuten von der Stadtmitte entfernt. Die Tickets können nicht online gekauft werden, sondern nur am Ticketschalter vor Ort – also am besten eine Stunde vorher da sein, damit du noch einen Sitzplatz bekommst. Die Fahrt nach Cabanaconde hat sechs Stunden gedauert und 6,70€ pro Person gekostet. Beachte, dass es zwischendrin auf knapp 5000 Meter Höhe geht – etwas Cocatee oder ein paar Cocablätter zum Kauen können da nicht schaden.

Busschalter am Terminal Terrestre
Mit Andalucia nach Cabanaconde
Bergpanorama auf 5000m Höhe

Außerdem gibt es mehrere Busse beziehungsweise Shuttle die von Arequipa aus nach Chivay fahren. Chivay ist die nächstgelegene größere Stadt am Colca Canyon und dient ebenfalls vielen als Ausgangsort für die Wanderungen. Von Chivay gibt es wiederum Busse und Shuttles nach Cabanaconde. Die Strecke Arequipa – Chivay soll wohl häufiger befahren werden, wir haben damit selbst aber keine Erfahrung gemacht. Abfahrtsort, so wurde uns gesagt, ist gegenüber des Terminals Terrestre in Arequipa. Alternativ kannst du auch einen Touristenshuttle buchen. Diese starten nachts um 3 Uhr, damit du noch am selben Tag in den Canyon trekken kannst. Buchst du eine Tour, ist der Shuttle ohnehin mit dabei.

Unterkunft in Cabanaconde

Das La Casa de Santiago
Doppelzimmer mit eigenem Bad
Dazugehöriges Restaurant

Wie gesagt, dienen sowohl Cabanaconde als auch Chivay als Ausgangsorte für Wanderungen in den Colca Canyon. Während du von Cabanaconde, das auf 3300 Metern Höhe liegt, direkt loslaufen kannst, musst du ab Chivay erst mal mit dem Bus oder Shuttle weiter nach Cabanaconde fahren, was knapp zwei Stunden dauert. Von daher unsere klare Empfehlung: Suche dir direkt eine Unterkunft in Cabanaconde. Das bekannteste Hostel in dem kleinen Ort ist das Pachamama*. Das hat super viele Infos auf deren Website über die möglichen Wanderrouten, Packlisten etc. Wir haben dort nicht übernachtet, weil wir eine kostengünstigere Alternative gefunden haben: La Casa de Santiago*. Wir können das Hotel auf jeden Fall weiterempfehlen: Es hat große, saubere Zimmer, ein Restaurant mit veganen Optionen und das Frühstück ist inkludiert, wofür wir 11,50€ pro Person bezahlt haben. Außerdem kann man sein Gepäck für die Zeit im Canyon stehen lassen. Nur das Wlan funktionierte so gut wie gar nicht.

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Welche Route im Colca Canyon?

Um den Colca Canyon zu erkunden, gibt es verschiedene Routen, die zwischen ein und vier Tage dauern. Die kürzeste ist eine Tagestour, bei der du in Cabanaconde startest, runter in die Oase Sangalle trekkst und am selben Tag wieder rauf. Die Strecke ist elf Kilometer lang und du legst 2122 Höhenmeter zurück. Die beliebteste Route, für die auch wir uns entschieden haben, ist eine Zwei-Tages-Tour, bei der du einen Loop durch einen Teil des Canyons läufst. Hier startest du in Cabanaconde, läufst nach San Juan de Chuccho und schließlich in die Oase Sangalle, wo du die Nacht verbringst. Am nächsten Tag steht der steile Weg zurück nach Cabanaconde an. Hier legst du circa 17 Kilometer und 3000 Höhenmeter zurück.

Es gibt viele weitere Routen, wie einen 2-Tages-Trek nach Tapay, aber auch längere Touren. Wer eine echte Herausforderung sucht und jenseits der touristischeren Pfade unterwegs sein möchte, der kann einen Drei- oder Viertages-Trek nach Llahuar machen. Eine Übersicht über die verschiedenen Routen und ihre Schwierigkeitsgrade findest du hier. Grundsätzlich sind die Wege relativ gut markiert und auch auf Maps.me zu finden, sodass ein Guide nicht nötig ist. Es wird aber empfohlen, die Wanderungen mindestens zu zweit zu machen.

Daneben gibt es einen Aussichtspunkt, an dem man mit großer Wahrscheinlichkeit Andenkondore beobachten kann. Der Mirador Cruz del Condor befindet sich 25 Autominuten von Cabanaconde entfernt auf 3700 Metern Höhe und wird von den Touristenshuttlen angefahren. Du kannst aber auch einen öffentlichen Bus nehmen und solltest zwischen 7 und 10 Uhr dort sein, um die majestätischen Vögel zu Gesicht zu bekommen.

Abstieg in den Colca Canyon

Panorama in den Colca Canyon
Abstieg am ersten Tag

Für uns ging es am Tag des Abstiegs gegen 8 Uhr in Cabanaconde los. Wir hatten jeweils einen kleinen Daypack gepackt mit Wechselklamotten, Snacks, ausreichend Wasser, Sonnencreme, Kappe, Toilettenpapier und Kameraequipment. Die Route, so sagte man uns im Hostel, soll zwischen sechs und acht Stunden dauern, weshalb man früh starten soll. Zunächst läuft man circa 25 Minuten aus dem Ort heraus, bis es am Mirador de San Miguel richtig los geht. Falls du es nicht schon vorher getan hast, musst du hier dein Ticket für den Colca Canyon (70 Soles / 17,80€) kaufen.

Morgens zwischen acht und zehn Uhr kannst du mit etwas Glück den Andenkondor, einen der größten Vögel der Welt, beobachten. Wir haben zwei dieser prachtvollen Vögel, die eine Flügelspannweite von bis zu 3,20 Meter haben, fliegen sehen – ein toller Start in den Wandertag. Ab da geht es dann serpentinenartig hinunter in den Canyon. Du kannst von oben schon dein Ziel für den Tag, die Oase Sangalle sehen und später auch die Hängebrücke, über die du später gehen wirst. Das wirkt so nah – ist es aber nicht! Denn zwischen dir und dem tiefsten Punkt des Canyons liegen noch über 1000 Höhenmeter. Der Abstieg ist an sich nicht sonderlich anstrengend, geht aber ganz schön auf die Knie. Belohnt wirst du mit spektakulären Aussichten in den Canyon und auf die umliegenden schneebedeckten Berge.

Andenkondor am frühen Morgen
Brücke über den Rio Colca
Schild mit den Dörfern

Nach circa vier Stunden (mit viel Zeit für Filmen) kamen wir unten im Canyon an. Hier fließt der Rio Colca, den du über die Hängebrücke überquerst. Das erste Stück ist geschafft! Von hier aus ging es das erste Mal an diesem Tag bergauf. Wir passierten nun San Juan de Chuccho, ein kleines Dorf in dem einige Indigene leben, und wanderten weiter in Richtung Sangalle, was sich als anstrengender herausstellte als angenommen. Der Weg führt immer wieder rauf und wieder runter, sodass wir noch einige hundert Höhenmeter mehr zurücklegten als ohnehin schon.

Was uns besonders fasziniert hat: Während die andere Seite des Canyons kahl ist, wachsen hier Bäume und Pflanzen und sogar eine riesige Palme – alles ist wunderschön grün. Und während uns auf der anderen Seite des Canyons noch einige andere Wanderer begegnet sind, waren wir auf diesem Stück stundenlang fast ganz alleine. Zuletzt ging es wieder runter in die Schlucht des Canyons, dann wird noch einmal eine kleine Hängebrücke überquert und nach siebeneinhalb Stunden hatten wir es geschafft: Wir sind angekommen in der Oase Sangalle. 

Der Blog als Vlog

Alles Infos und Highlights aus diesem Blogbeitrag findest du auch auf YouTube in unserem Vlog!

Übernachtung in Sangalle

Sangalle ist eine kleine Oase mit ein paar Unterkünften, die auf 2100 Metern Höhe liegt. Wir haben – wie die meisten anderen auch – in der Oasis Paraiso Ecolodge* geschlafen. Wir hatten eigentlich ein Doppelzimmer mit Gemeinschaftsbad gebucht, aber kostenlos ein Upgrade mit eigenem Bad bekommen und dafür 9€ pro Person inklusive Frühstück bezahlt. Die Unterkunft hat einen Pool, in dem du dich erfrischen kannst – zumindest wenn du früh genug ankommst. Denn während es tagsüber in der Sonne richtig heiß ist, wird es super kalt, sobald die Sonne weg ist! Deswegen solltest du unbedingt warme Klamotten einpacken. In der Ecolodge übernachtest du in einfachen, nicht gedämmten Hütten, in denen es recht kalt wird.

Oase inmitten des Colca Canyon
Einfache, aber bequeme Zimmer
Milchstraße in der Nacht

Abendessen gibt es in der Ecolodge für alle gemeinsam um 19.30 Uhr und danach passierte auch nicht mehr viel – denn am nächsten Tag hieß es wieder früh aufstehen. Ein Highlight durften wir aber noch erleben an diesem sowieso schon so beeindruckenden Tag: Wir haben einen der schönsten Sternenhimmel beobachtet, den wir je gesehen haben. Und Horst hat das erste Mal in seinem Leben Fotos von der Milchstraße gemacht!

Aufstieg nach Cabanaconde

Der Wanderweg zurück
Kakteen entlang des Weges

Um 5.30 Uhr klingelte der Wecker am nächsten Morgen, um 6 Uhr gab es Frühstück und danach machten wir uns auf den Aufstieg zurück nach Cabanaconde. Während uns das schon früh vorkam, trifft es die Leute, die die Wanderung im Rahmen einer Tour machen, deutlich härter: Bereits um 4.30 Uhr und ohne Frühstück geht es für sie los. Vor uns lagen erneut mehr als 1000 Höhenmeter, deren Aufstieg zwischen zweieinhalb und vier Stunden dauern soll. Es wird empfohlen, so früh wie möglich zu starten, sodass man nicht in die Mittagssonne gerät. Da wir diesmal die Kamera im Rucksack ließen, kamen wir etwas zügiger voran. Aber der Aufstieg ist natürlich auch deutlich anstrengender als der Abstieg und zusätzlich spürten wir unsere Beine vom Vortrag ganz schön! Außerdem spielt auch die Höhe eine Rolle, denn je höher man kommt, desto mehr merkt man, wie die Luft dünner wird. So legten wir viele Pausen ein und arbeiteten uns Stück für Stück nach oben. Nach dreieinhalb Stunden hatten wir es geschafft: Dreckig und verausgabt, aber in erster Linie stolz und glücklich, dieses Abenteuer geschafft zu haben, waren wir zurück in Cabanaconde.

Tipps zur Weiterreise

Der nächstgrößere Ort Chivay
Stop am der Laguna Lagunillas

Von Cabanaconde aus ging es für uns noch am selben Tag in einem der zahlreichen Shuttle nach Chivay (10 Soles / 2,50€ pro Person), von wo aus wir am nächsten Tag weiter nach Puno an den Titicaca See fuhren. Falls ihr ebenfalls vom Colca Canyon nach Puno wollt, hier noch ein Tipp: Nehmt NICHT den vom Hostel Pachamama angebotenen Service: Dieser ist schlichtweg überteuert und ihr bekommt den selben Shuttle für weitaus weniger Geld, wenn ihr in einer Agentur in Cabanaconde oder Chivay bucht. Wir haben statt den vom Pachamama verlangten 60 Dollar knapp 23€ gezahlt – was immer noch viel ist, aber einen öffentlichen Direktbus nach Puno gibt es leider nicht, sodass man auf einen Touristenshuttle angewiesen ist, wenn man nicht unterwegs umsteigen will. Alternativ kann man zurück nach Arequipa und von dort aus nach Puno fahren. Das geht ebenfalls mit den öffentlichen Bussen und ist vermutlich günstiger, dauert aber deutlich länger.

Colca Canyon Peru - Fazit

Wir empfehlen, die Wanderung auf eigene Faust zu machen, denn ein Guide ist nicht nötig, da die Wege markiert und auf Maps.me zu finden sind. Außerdem passiert man unterwegs ein paar kleinere Orte, in denen man Einheimische im Zweifel nach dem richtigen Weg fragen kann. Und auch die Anreise mit den öffentlichen Bussen ist relativ easy. Wenn du noch Infos brauchst, kannst du im Hostel in Chivay oder Cabanaconde nachfragen. Touren sind hingegen stressig und vor allem teuer.

Die Fahrt beginnt um 3 Uhr nachts in Arequipa und du trekkst noch am selben Tag in den Canyon. Am nächsten Tag geht es wieder um 4.30 Uhr los, damit du rechtzeitig den Bus in Cabanaconde um 9 Uhr erreichst. Da finden wir es deutlich entspannter, wenn man sich die Zeit selbst einteilen und eine Übernachtung vor (und ggf. auch nach dem Trek) in Cabanaconde oder Chivay einplanen kann. Auch wenn sich für uns in Peru ein Highlight ans nächste reiht, ist der Colca Canyon ganz oben mit dabei!