Matagalpa & Somoto

Nicaragua

Mit dem Chickenbus durchs Land

Nicaragua ist insgesamt ein wenig touristisches Land, aber in unserer Woche in Matagalpa und Somoto haben wir nicht mal eine Handvoll anderer Touristen gesehen! Wer gerne abseits der bekannteren Pfade reist, wird sich in dieser Region Nicaraguas sehr wohl fühlen. Aber was erwartet dich dort überhaupt?

Beide Orte liegen im Nordwesten des Landes in den etwas höher gelegenen Bergen, was für eine deutliche Abkühlung in der Nacht gegenüber den Orten im Westen sorgt! Matagalpa ist ein wichtiger Standort für die Kaffeeindustrie und in der Nähe gibt es ein paar schöne Wasserfälle. Somoto, das weiter im Westen an der Grenze zu Honduras liegt, ist vor allem durch Canyoning Touren bekannt.

Grundsätzlich lässt sich Nicaragua wunderbar mit den lokalen Chickenbussen bereisen. Das ist einfach und günstig und darüber hinaus sammelt man viele Eindrücke vom echten und authentischen Leben in Nicaragua. Wie genau das aussieht und funktioniert, kannst du in unserem YouTube Video sehen.

Der Blog als Vlog

Alles Infos und Highlights aus diesem Blogbeitrag findest du auch auf YouTube in unserem Vlog!

Highlight Reel

Matagalpa - Mehr als nur Kaffee

Matagapla ist mit ca. 150.000 Einwohnern eine der größten Städte des Landes und nach der Hauptstadt Managua der zweitgrößte Wirtschaftsstandort, denn die Region ist besonders durch die dort ansässige Kaffeeindustrie ökonomisch relevant. Dementsprechend gibt es viele Kaffeeplantagen und natürlich auch Touren, die für Kaffeeliebhaber genau das richtige sind! Die Stadt selbst besticht jetzt nicht wirklich durch Schönheit und wir hatten ein Homestay etwas außerhalb der Innenstadt in einer sehr schönen und ruhigen Ecke. Die Gastfamilie war super nett und wir können es nur wärmstens empfehlen! Aber der Grund unseres Besuchs war ehrlicherweise nicht der Kaffee, sondern zwei Wasserfälle, die in der Nähe von Matagalpa liegen: der Cascada de la Luna (Moon Waterfall) und der Cascada Blanca!

Cascada de La Luna

Unseren Ausflug zum Casacada de la Luna (Moon Waterfall) in der Nähe von Matagalpa haben wir – wie soll es anders sein – mit den Chickenbussen gemacht. Beachte: In Matagalpa gibt es mehrere Busterminals, das richtige ist in dem Fall das Busterminal Mercado Guanuca im Norden der Stadt. Um dorthin zu kommen, haben wir ein Taxi genommen – das ist überhaupt kein Problem, denn gefühlt ist jedes zweite Auto in der Stadt ein Taxi und die Preise sind völlig okay. In der Regel zahlt man für eine Strecke innerhalb der Stadt maximal 40 Córdoba pro Person (1€). Uber, was ja oftmals eine gute und günstige Alternative ist, gibt es übrigens generell nicht in Nicaragua. Die Busterminals sind immer total wuselig und laut und liegen ganz oft an den zentralen Märkten der jeweiligen Stadt. Bevor der Bus abfährt, kommen oft Verkäufer in den Bus, die Obst, Gemüse, Getränke und Snacks verkaufen – aber auch abgefahrenere Sachen wie Medikamente, Kopfhörer oder Blockflöten. Das ist für uns immer wieder ein witziges Erlebnis!

Von Matagalpa aus fährt man mit dem Chickenbus nach La Empresa. Das kostet 40 Córdoba (1€) pro Person und dauert circa eineinhalb Stunden. In den Chickenbussen zahlt man übrigens nicht beim Einsteigen, sondern es geht während der Fahrt jemand rum und sammelt das Geld ein. Die Person steht während der Fahrt vorne im Bus und schaut, wann jemand ein- oder aussteigen will. Denn es gibt zwar hin und wieder feste Haltestellen, aber im Prinzip kann man überall ein- oder aussteigen. Wenn du raus willst, musst du einfach auf dich aufmerksam machen, indem du pfeifst, rufst, gegen das Blech haust… Irgendwie klappt es immer! Im Zweifel kannst du auch beim Einsteigen oder Bezahlen darum bitten, dass man dir Bescheid sagt, wann du raus musst – die Leute sind da in der Regel sehr hilfsbereit und wir haben immer gute Erfahrungen gemacht.

Von La Empresa aus sind es nur 200 Meter zu Fuß zum Cascada de la Luna (bei Google Maps ist er als Moon Waterfall eingezeichnet). Man kommt oberhalb des Wasserfalls an, wo es auch ein Restaurant mit schönem Ausblick gibt, wo man etwas kühles zu trinken bekommt und eine Kleinigkeit essen kann. Ein kleiner Weg führt dann runter zum Wasserfall. Wir waren im April, also zum Ende der Trockenzeit da, weswegen der Wasserfall leider nicht so viel Wasser geführt hat und deswegen nicht soo spektakulär aussah. Es war trotzdem ein schönes Erlebnis, weil wir die einzigen Touristen vor Ort waren und wir den einheimischen Kindern und Jugendlichen beim Baden im Wasser zusehen konnten. In der Regenzeit oder zu Beginn der Trockenzeit ist der Cascada aber bestimmt nochmal beeindruckender! Und das Coole ist: Es gibt auch eine Zipline, die direkt vor dem Wasserfall verläuft. Ehrliches Fazit: Am Ende der Trockenzeit kein Must-do, zu anderen Zeiten bestimmt sehr sehenswert.

Cascada Blanca

Nach unserem Besuch am Cascada de la Luna ging es für uns noch weiter zu einem zweiten Wasserfall, dem Cascada Blanca. Wir hatten Hoffnung, dass dieser etwas beeindruckender wird, denn die Gastgeberin in unserem Homestay hatte uns im Vorhinein gesagt, dass er mehr Wasser führen soll. Wir stiegen also in La Empresa in den nächstbesten Chickenbus zurück in Richtung Matagalpa und sagten gleich Bescheid, wo wir raus wollten. Auch das klappte wieder wunderbar und nach rund 45 Minuten waren wir da. Der Bus hält direkt vor dem Wasserfall.

Der Cascada Blanca ist in einer Ecolodge angelegt, die 2,50€ Eintritt kostet; spätester Eintritt ist um 17 Uhr. Es gibt angelegte Wege, Aussichtspunkte und eine Schaukel als Fotospot sowie Tiermalereien auf Steinen. Außerdem kann man in der Lodge übernachten, es gibt ein Restaurant und ein Café sowie ein Spa. Da wir recht spät da waren, waren wir fast die einzigen Besucher, und unsere Hoffnungen wurden nicht enttäuscht: Der Wasserfall hatte viel Wasser und sah wirklich schön aus. Man kann auch unter ihm durchlaufen und dabei Fledermäuse beobachten, Schwimmen ist aber leider nicht erlaubt. Wir mögen Wasserfälle in der freien Natur lieber, aber die Lodge ist schon wirklich schön gemacht und wer sowas mag, kann dort sicher gut einen halben Tag oder mehr verbringen.

Somoto - Canyoninig

Somoto liegt weit im Westen des Landes und ist nur wenige Kilometer von der Grenze nach Honduras entfernt. Wir sind nicht direkt dort hin gefahren, sondern haben eine Nacht in Esteli als Transit verbracht, weil die Strecke von Matagalpa doch recht lang dauert. Somoto selbst ist super klein und sehr ruhig – hat uns aber überraschend gut gefallen, auch wenn man nicht wirklich viel machen kann. Die Stadt liegt inmitten der Berge und es gibt einen Sportplatz gegenüber der Kirche, wo die Locals Basketball und Volleyball spielen (natürlich hat Horst auch mitgespielt). Die Auswahl an Restaurants ist für Vegetarier nicht wirklich groß, aber einen fleischlosen Burrito oder eine Pizza Margherita findet man auch in Somoto. Wir können das Hostal Tio Trino empfehlen, wo es auch eine Küche gibt. Dort werden auch Canyoning Touren angeboten.

Denn das ist auch der Grund, warum sich überhaupt Touristen nach Somoto verirren. Touren kann man in den Hostels (oder online) buchen und es gibt verschiedene Längen. Wir haben uns für eine vierstündige Tour entschieden und dafür pro Person 25 Dollar (23€) bezahlt. Inkludiert ist der Transport, Eintritt in den Nationalpark, ein Guide, Ausrüstung und Mittagessen. Alternativ kann man auch mit dem Chickenbus zum Eingang des Nationalparks fahren und sich dort vor Ort einen Guide nehmen – das sollte etwas günstiger sein. Wir haben die Tour in dem Fall über unser Hostel gebucht und da zu der Zeit kein anderer Besucher da war, hatten wir eine private Tour.

Die Startzeit konnten wir selbst festlegen und so wurden wir um 9 Uhr im Hostel abgeholt und sind eine knappe halbe Stunde auf einem Pickup auf der Panamericana zum Eingang des Nationalparks gefahren. Dort haben wir unsere „Ausrüstung“ bekommen, die aus einem Paar Schuhe (normale Sneaker, keine Wasserschuhe) und einer Schwimmweste bestand und los ging es: Wir sind zuerst circa eine Stunde gelaufen, bis es dann wirklich in den Canyon in Somoto ging. Ab dort hieß es dann Klettern, Schwimmen und ein bisschen Springen. Es war keine sehr aufregende Tour, hat aber trotzdem Spaß gemacht und war eine schöne Abkühlung. Wer aber einen richtigen Adrenalinkick sucht, ist hier falsch. Es gab eine Stelle, an der wir aus bis zu acht Metern Höhe ins Wasser springen konnten (ist aber kein Muss), ansonsten war es sehr unaufgeregt. Das letzte Stück wurden wir mit einem kleinen Boot gefahren und dann liefen wir noch rund 40 Minuten zurück zu unserem Ausgangsort, wo das Mittagessen schon auf uns wartete. Wir empfehlen die Tour tatsächlich eher in der Trockenzeit zu machen, weil unser Guide meinte, dass in der Regenzeit nicht immer Touren angeboten werden, wenn zu viel Wasser im Canyon ist. Das solltest du vor deinem Besuch in Somoto auf jeden Fall checken!

Fazit

Rein von den Highlights her können Matagalpa und Somoto nicht mit Leòn oder den anderen Regionen in Nicaragua mithalten. Besonders gegen Ende der Trockenzeit sind die Wasserfälle in der Nähe von Matagalpa nicht so beeindruckend und die Landschaft ist nicht so grün. Zur Regenzeit mag das anders sein – wir haben Fotos vom Cascada de la Luna gesehen, wo er wirklich spektakulär aussieht. Zusammen mit der Zipline kann das dann sicherlich auch eine sehr coole Experience sein! 

Somoto hingegen würden wir auch in der Trockenzeit weiterempfehlen. Der Ort zwischen den Bergen hat seinen Charme und die Canyoning Tour ist relativ günstig und echt cool. Jetzt kein wirklicher Adrenalinkitzel, aber eine willkommene Abwechslung und vor allem Abkühlung. Grundsätzlich ist die Region kein Highlight Reel, aber manchmal ist der Weg das Ziel. Mit dem Chickenbus durchs Land zu reisen macht einfach Spaß und lässt einen etwas tiefer in das Leben der Locals blicken!