Potosí & Sucre

Bolivien

Städte der Gegensätze

Obwohl Potosí und Sucre nur drei Autostunden voneinander entfernt liegen, könnten sie unterschiedlicher kaum sein: Während Potosí aufgrund seiner riesigen Silbervorkommen im 17. Jahrhundert als eine der größten und bedeutendsten Städte der Welt galt, sind die Vorkommen heute zum Großteil aufgebraucht und die Stadt ist einer der ärmsten Boliviens. Dem gegenüber steht die schöne Kolonialstadt Sucre, die nicht umsonst den Beinamen die weiße Stadt trägt, als wohlhabend gilt und so viel moderner als der Rest des Landes daher kommt.

Bei unserer Bolivien Backpacking-Reise haben wir beide Städte besucht und finden: Sie sind jeweils einen Besuch wert. In diesem Blogpost erfährst du mehr über die tragische Geschichte Potosís und warum der Cerro Rico, die einst größte Silbermine der Welt, Segen und Fluch für die Stadt und ihre Einwohner zugleich ist. Außerdem haben wir die wichtigsten To-Do’s für Sucre gesammelt und generell alles Wissenswerte über diese gegensätzlichen Orte zusammen gestellt.

Potosí vs. Sucre

Potosí - Die Minenstadt

Potosí liegt in Bolivien auf über 4000 Metern Höhe und ist damit die höchstgelegene Stadt Südamerikas. Bekannt ist sie jedoch vor allem für den Cerro Rico – einen Berg, in dem seit über 500 Jahren Silber abgebaut wird. Noch heute prägt die Silbermine das Gesicht der Stadt und ist der größte Arbeitgeber. Doch dazu gleich im nächsten Abschnitt mehr. Betrachtet man die 175.000 Einwohner-Stadt im Ganzen, besticht sie nicht durch Schönheit. Aber im Stadtkern, rund um den Plaza de Armas, befinden sich einige schöne Kolonialgebäude wie das Kloster Santa Teresa oder die Kathedrale des Bistums Potosí – beide Dächer kann man besteigen, was sich besonders zum Sonnenuntergang lohnt.

Cerro Rico - Fluch & Segen

Im 17. Jahrhundert, während der Kolonialherrschaft der Spanier in Bolivien, war Potosí aufgrund der riesigen Silbervorkommen zwischenzeitlich einer der reichsten Städte der Welt. Doch das kam zu einem tragischen Preis: Schätzungen zufolge starben bis zu 8 Millionen Menschen, überwiegend indigene und afrikanische Sklaven, im Zusammenhang mit dem Abbau in der Mine, was eine unvorstellbare Zahl ist und es zu einem der größten Genozide der Geschichte machen würde.

Der Großteil der Ressourcen ist lange erschöpft – dennoch wird im Cerro Rico bis heute unter den schwierigsten Bedingungen Silber, Zinn und Kupfer abgetragen. Männer, und leider auch Jungen, arbeiten dort unter katastrophalen Begebenheiten, ohne Sicherheitsvorkehrungen und ohne moderne Technologie. Nicht ein mal Masken gegen die giftigen Dämpfe gibt es. Zudem wird vermutet, dass der gesamte Berg einsturzgefährdet ist. Die Lebenserwartung der Minenarbeiter beträgt 45 bis 50 Jahre.

Doch für viele scheint es der einzige Weg zu sein, die Familie zu ernähren. Denn viele Alternativen gibt es in und um Potosí nicht und die Arbeit wird vergleichsweise gut bezahlt. Heute kann man sich den harten Alltag der Minenarbeiter im Rahmen von geführten Touren (ab circa 10 €) mit eigenen Augen ansehen. Ex-Minenarbeiter führen einen durch die dunklen, heißen und engen Schächte – das ist mit Sicherheit nichts für Menschen mit Platzangst, aber definitiv eine interessante, wenn auch gefährliche und beängstigende Erfahrung. Die Touren können bei mehreren Anbietern, zum Beispiel bei Koala Tours in der Nähe des Plaza de Armas in Potosí gebucht werden und dauern vier Stunden.

Sucre - Koloniale Hauptstadt

Sucre ist zwar die Hauptstadt von Bolivien und Sitz des Obersten Gerichtshofs, aber alle anderen politischen und rechtlichen Angelegenheiten werden mittlerweile in La Paz geregelt. Aber was Sucre auszeichnet, ist die wunderschöne koloniale Architektur – nicht umsonst gilt sie als eine der schönsten Städte Südamerikas. Für uns war es ein kleiner Kulturschock (im positiven Sinne), denn die Stadt und die dort lebenden Menschen wirken viel moderner als der Rest des Landes – traditionelle Kleidung sieht man auf den Straßen kaum, sondern viel mehr westliche Einflüsse. Dazu gesellt sich ein vergleichsweise angenehm warmes Klima, da Sucre auf „nur“ 2800 Metern Höhe liegt.

To-Do's in der weißen Stadt

Unserer Meinung nach lebt Sucre nicht von Highlights und To-Do’s, sondern viel mehr von der entspannten und modernen Atmosphäre. Feinschmecker kommen hier auf ihre Kosten, denn Sucre besticht durch eine gute Auswahl an Restaurants, Cafés und Bars. Wir empfehlen einen Besuch im Sushi Restaurant Kaiseki, dem Café Caffeccio Express, dem Restaurant Joy Ride Café und zu guter Letzt dem Metro Café. Darüber hinaus ist Sucre für seine Salteñas bekannt, die es an jeder Ecke gibt!

Nichts desto trotz gibt es natürlich einige To-Do’s in Sucre. Ganz oben auf der Liste steht der zentrale Platz, der Plaza 25 de Mayo, mit der imposanten Kathedrale von Sucre und vielen Kolonialbauten in den umliegenden Straßen. Ein Besuch auf der Dachterrasse der Iglesia de San Felipe Neri lohnt sich ebenfalls und bietet einen tollen Ausblick über die Dächer der weißen Stadt. Für einen perfekten Sonnenuntergang empfiehlt sich der Mirador de La Recoleta im Südosten von Sucre.

Außerdem können nur fünf Kilometer von Sucre entfernt riesige Dinosaurierspuren betrachtet werden. Auf der Steilwand von Cal Orcko finden sich nämlich über 5000 versteinerte Spuren von Dinosauriern, unter anderem von dem bis zu zwölf Meter großen Titanosaurus. Damit ist die Cal Orcko in Bolivien sogar die größte Ansammlung von Dinosaurierspuren weltweit. Die Taxi- oder Busfahrt ist günstig und dauert nicht lange und der Eintritt inklusive Tour kostet nur 4€, weshalb wir einen Besuch auf jeden Fall empfehlen. Es ist interessant zu sehen und zeigt einem, dass Dinosaurier keine Erfindung von Jurassic Park und Science Fiction ist, sondern dass diese Riesen tatsächlich vor Millionen von Jahren existiert haben.

Potosí & Sucre - Fazit

Potosí und Sucre werden von vielen Reisenden in Bolivien ausgelassen, da sich viele nur auf La Paz und die Salzwüste in Uyuni beschränken. Unserer Meinung nach ein Fehler, denn in Kombination vermitteln beiden Städte nochmal einen ganz anderen Gesamteindruck vom Land. Außerdem lassen sich beide Orte gut in einen Backpackingtrip integrieren (Alle Infos zu Anreise und Busverbindungen findest du in unserem Bolivien Länderguide). Besonders Sucre hat es uns angetan, denn die Stadt ist wirklich schön, es gibt viele gute Restaurants und das Klima ist angenehm. Ein perfekter und entspannter Abschluss für einen sonst sehr abenteuerlichen Trip in Bolivien!